Heureka Einheitsbrei? Raus aus der Komfortzone!

Denken ist mühsam. Denken ist einsam. Denken macht unsicher.

Denken erzeugt Dissonanz. Denken zeigt uns Alternativen auf, die nicht miteinander vereinbar sind. Denken kann uns aus dem Gleichgewicht bringen und einen unangenehmen Gefühlszustand erzeugen.

In einer Welt, wo es für alles ein Rezept gibt, soll dies nun auch fürs Denken gelten? Wollen wir uns im Denken der Freiheit berauben lassen? Wollen wir den einfachen Weg gehen, welcher die meisten „likes“ verspricht? Wollen wir ein Abstract wählen, um vermeintlich effizienter zu sein, wie Rolf Dobelli in der Kolumne vorschlägt?

Denken wir scharf nach.

Innovationsapproach. Gestreamlined. Schneller werden. Sexy hören sich die Schlagworte an, die vor allem im Unternehmensalltag gebraucht werden und zum Einmaleins des Change Managers gehören. Doch es fehlt etwas. Das Subjekt. Verantwortung für Veränderung wird an einen Prozess delegiert. Individuelles Denken wird nicht mehr zugelassen. Zu hoch ist das Misstrauen gegenüber der angeblich wichtigsten Ressource. Gegenüber dem Menschen. Eigenständigem Denken wird kein Platz mehr eingeräumt. Zu hoch ist die Angst vor mühsamem Dialog, vor der wahren Auseinandersetzung. Zu guter Letzt könnte es den Anschein erwecken, ein Mitarbeiter sei gelangweilt, wenn er gedankenverstohlen in die Luft guckt.

Fortschritt verlangt Kreativität. Kreativität verlangt Zuhören. Kreativität verlangt Denken um sieben Ecken. Denken eröffnet neue Perspektiven und schärft unsere Intuition. Und das braucht es. Gerade heute. In einer vernetzten Welt, wo sich soziale Identitäten immer mehr angleichen. Das Individuum dem Volk, die persönliche Meinung der populistischen Haltung untergeordnet wird.

Ich plädiere für Momente der Experimente im Kopf. Ich plädiere für Achtsamkeit im Umgang mit Gedanken und gegen Shortcuts oder Fasttracks.

Beweisen wir Mut für das Denken in Möglichkeiten. Nehmen wir uns wieder mehr Zeit Gedanken zu teilen und uns dem kontradiktorischen Dialog auszusetzen.

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