Ode an den Neuanfang

Raus aus der Komfortzone, rein ins Ungewisse! Alexandra Gygax hat schon mehrere Neuanfänge hinter sich und legt es allen ans Herz, auch einen zu wagen.

Bestimmt kennen Sie das kleine Fenster auf ihrem Computer, das Sie nach einem Update zum Neustart des Computers auffordert. Und bestimmt haben Sie das Fenster auch schon mehrmals weggeklickt. Dabei ist der Neustart wichtig: Der Computer bringt sich selbst auf den neusten Stand und braucht das Aus- und wieder Anschalten, um alles zu verarbeiten.
Wir Menschen machen das leider viel zu selten. Wir entwickeln uns weiter, wir lernen dazu, wir «updaten» uns. Und trotzdem wagen wir es viel zu selten, einen Neustart zu machen.
Ich stelle keck die Behauptung auf, dass sich der Mensch mindestens einmal pro Jahr überlegt, einen Neuanfang zu wagen: Am 31. Dezember, ganz nach dem Motto: Neues Jahr, neues Glück. Ich verrate Ihnen jetzt ein kleines Geheimnis: Einen Neustart kann man jederzeit beginnen und am besten gleich heute statt morgen. Denn eine Studie der Persönlichkeitsforscher Paul Costa und Robert McCrae zeigt: Je älter wir werden, desto resistenter wird der Mensch gegen Veränderungen.

Nach dem Studium wusste ich, ich brauche jetzt einen Job, der Ernst des Lebens startet. Der Neustart zwang sich mir geradezu auf. Ein Jahr später traf ich die Entscheidung, gleich nochmals neu zu starten. Trotz vielen Erklärungen, Rechtfertigungen und Ängsten, dass das Risiko zu hoch sei, bereue ich meine Entscheidung nicht. Manchmal werden wir gezwungen, loszulassen, und manchmal sehen wir, dass wir uns weiterentwickelt haben und das Alte nicht mehr passt. Egal, was Ihr Hintergrund ist: In jedem Ende wohnt ein Anfang.

Wir Menschen machen es uns gerne bequem, bauen unsere Komfortzone auf und nisten uns ein. Diese zu verlassen, kostet Mut und Überwindung. Je älter man wird, je fester man in einer Situation verankert ist, desto schwieriger ist der Neuanfang. Aber: Die Zukunft ist für alle ungewiss. Mit Corona sowieso. Und deshalb ist es umso wichtiger, dass man sich nicht auf alten Rastern festfährt, sondern sich traut, den Schritt ins Ungewisse zu gehen.
Tun wir das nicht, stehlen wir uns selbst die Chance auf neue Erfahrungen. Oder einfach gesagt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Damit der Neustart gelingt, müssen Sie zuerst von Altem Abschied nehmen. Herunterfahren, abschalten, zurücklassen. Und ja, ein Neuanfang soll gut überlegt sein. Da gibt es keine halben Sachen. Bei dieser Gelegenheit können Sie auch gleich selbst sabotierende Sätze wegwerfen, wie: «Das schaffst du nicht», «Du wirst nie erfolgreich» oder «Niemand unterstützt dich.» Die brauchen Sie nicht mehr. Markieren Sie symbolisch diesen Abschied. Winken Sie ihrem Arbeitsplatz zum Abschied. Verabschieden Sie sich auf Twitter, wie es SRF-Bundeshausredaktor Erwin Schmid gemacht hat, bevor er jetzt in Brasilien als Hotelier durchstartet.

Diese Phase des Loslassens und Abschiednehmens ist oftmals etwas chaotisch. Das ist okay. Wagt man den Schritt ins Ungewisse, muss man damit rechnen, dass sich Dinge erst wieder einpendeln müssen. Gerade wenn Sie in ein völlig neues Umfeld wechseln, werden Ihnen Fehler passieren. Seien Sie nicht zu streng mit sich selbst, nehmen Sie sich Zeit, lernen Sie dazu.

Den Neuanfang zu wagen ist ein riesiger Schritt. Auf der einen Seite steht die Bequemlichkeit – auf der anderen Seite ist die Tür zur neuen Erfahrung. Aber wenn wir uns trauen, diese Tür zu öffnen und hindurchzugehen, dann sind wir der eigenen Erfolgsgeschichte schon einen grossen Schritt nähergekommen.