Dialog ist Lebenselixier

Interview mit Tobias Zehnder, Unternehmer und Förderbeirat StrategieDialog21

Seit 10 Jahren führt, entwickelt und positioniert ESSENCE RELATIONS die schweizweite tätige Stiftung StrategieDialog21. Tobias Zehnder begleitet als Förderbeirat die Dialogplattform. Vor einigen Jahren hat er mit der Namensgebung des Chancenbarometers einen wichtigen Grundstein für den Erfolg der Publikation geschaffen, die anlässlich des Chancentags 2023 am 29. September zum vierten Mal (Hauptausgabe) lanciert wird.  

Im Interview erzählt Zehnder, weshalb es wichtig ist, Dialoge ausserhalb der eigenen Diskurs-Komfortzone zu führen und welches die Erfolgsfaktoren von Dialogplattformen sind.

Tobias Zehnder, Sie sind Förderbeirat beim StrategieDialog21. Das Ziel der Stiftung ist es, den Dialog zwischen Kultur, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern. Was braucht es, damit ein lösungsorientierter Dialog stattfinden kann?
Die Basis für gute Dialoge sind Offenheit, Neugier und Interesse am Austausch: Die Erkenntnis, dass die eigene Sicht immer nur ein Ausschnitt der Realität ist. Und es ebenso spannend ist, die anderen Blickwinkel kennenzulernen. Im Dialog geht es nie darum, sein Gegenüber zu überzeugen, ein Gespräch zu gewinnen, sondern etwas zu lernen und zu verstehen. Im Idealfall wird gemeinsam eine neue Basis geschaffen, Vertrauen und Verständnis aufgebaut. Dazu braucht es vor allem den echten, persönlichen Austausch auch mit Menschen, die die eigene Meinung nicht teilen. Lösungsorientierter Dialog findet ausserhalb der eigenen Diskurs-Komfortzone statt, mit Interesse am Gegenüber und der Bereitschaft zu Geben und zu Lernen.
 
 
Verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen führen dazu, dass wir – ungewollt – in einer «Bubble» leben und uns mit Gleichgesinnten umgeben. StrategieDialog21 will den Dialog zwischen den verschiedenen Parteien, Schichten und Gesellschaften fördern. Welche Ideen verfolgen Sie dazu?
Ich suche aktiv den Austausch mit dem Neuen. Mit neuen Menschen, mit neuen Ideen. Als Unternehmer verbringe ich viel Zeit ausserhalb meiner eigenen Organisation, um zu verstehen, was sich um uns herum verändert, was die verschiedenen Branchen bewegt, in denen wir tätig sind und wie sich die Gesellschaft verändert. Das ist leider immer nur eine Momentaufnahme und ein fast unmögliches Unterfangen, aber es öffnet den Blick und gibt mir den nötigen externen Kontext für Entscheidungen.

Chancenbarometer 2022

«Es geht nicht darum, die anderen zu überzeugen und ein Gespräch zu gewinnen, sondern etwas zu lernen und zu verstehen. Im besten Fall zusammen eine neue Basis zu schaffen, Vertrauen und Verständnis aufzubauen.»

Chancentag 2022

Gemeinsam mit ESSENCE RELATIONS wurden für den StrategieDialog21 verschiedene Dialogplattformen etabliert, die On-, Offline- und Live-Kommunikation verbinden. Weshalb haben Sie sich für dieses «Medium» entschieden? Welches sind die Stärken von Dialogplattformen?
Dialogplattformen sind eigentliche Dialog-Maschinen. Sie produzieren die idealen Rahmenbedingungen für einen offenen Dialog und vereinfachen damit den Sprung aus der eigenen Bubble. Die Stärke der Dialogplattformen von SD21 ist die positive Erfahrung, die man aus jedem Event mitnimmt – die grundlegende Offenheit aller Partizipierenden, eine spürbar positive Grundspannung und, dass tatsächlich konträre Positionen zusammentreffen und sich austauschen.
 
 
Welches sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren, um eine Dialogplattform langfristig zu etablieren?
Ganz einfach: Konstanz und Selektion. Eine Plattform lebt sowohl von ihrer Kontinuität als auch der richtigen Mischung der Partizipierenden. Beides ist wichtig: Denn wenn Formate nur kurz existieren oder sich über Jahre die immer gleichen Personen austauschen, wird der Dialog durch alle Schichten und Partei-Schattierungen nicht gefördert. Es braucht kreative Disruption in der Gästeliste genauso wie den langen Atem, damit der Dialog anziehend wirkt. Und immer wieder neue Personen motiviert werden, häufiger ihre Bubble zu verlassen. Wenn beides stimmt, inspirieren Plattformen nachhaltig zum offenen und lösungsorientierten Dialog.

Bio
In Zürich geboren und aufgewachsen, studierte Tobias Zehnder an der Universität Zürich Publizistik und Linguistik. Nach dem Studium hat er 2009 die Marketing-Agentur Webrepublic mitgegründet, die heute 250 Mitarbeitende zählt. Zehnder verantwortet das Kundenmanagement der Agentur, referiert an Hochschulen, ist im Vorstand des Agenturverbandes LSA und im Innovation Council der Universität Zürich. Er wohnt mit seiner Familie in Zürich-Albisrieden.